Heft 1/2025: Künstliche Intelligenz
Die Ausgabe 1/2025 erscheint am 15. Januar 2025 und ist als Print und als E-Paper verfügbar.
- Meine Intelligenz ist begrenzt - Ralf Küssner
- Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz - Prof. Dr. Jan Appel
- Der transparente Mensch - Professor Martin W. Schnell
- Mitlaufen statt Wegrennen - Julia Krimitzas, Felix Bastam
- KI macht Schule - Prof. Dr. Ingo Bosse
- KI als beste Freundin? - Franka Schönwandt, Ralf Küssner
- Intelligente Hilfesysteme können Barrieren einreißen - Julian Schulte
- Intuitive Prothetik – smarte Lösungen - Daniel Andreas
- Übersetzungen sind komplex - Hannah Kaltarar
- Frau Baumgart wird selbstständiger - Sophie Märker
- Starke strategische Partnerschaft - Roman Helbig, Marlow D. Guttmann
- Halt in krisenhaften Lebenssituationen - Dr. Anneke Wiese, Dipl. Soz. Isabel Steigleder, Prof. Dr. Matthias Nauerth
- Raus aus der Sackgasse - Julia F. Negri-Küster, Gunnar Kreutner
- Die Zeit des Zögerns ist vorbei - Maik Meid
- Cartoon - Thomas Plaßmann
- Atlas der KI von Kate Crawford - Dr. Christian Geyer
Liebe Leserin,
liebe Leser,
vorab ein Witz: Die Tochter: „Du Papa, die Intelligenz hab ich von dir." Darauf der Papa: „Das freut mich ja sehr, dass du das sagst, aber wie kommst du denn darauf?" „Na, die Mama hat ihre ja noch!"
Mit der Intelligenz ist es so eine Sache. Die Lateiner unter uns erinnern sich an das Verb intellegere, was im übertragenen Sinn „erkennen", „einsehen" oder „verstehen" bedeutet. Wörtlich meint es „zwischen"-„lesen". Intelligenz zeigt sich demnach darin, zwischen den Zeilen zu lesen, Zusammenhänge zu erfassen und so unsere Welt zu verstehen. Eine komplexe Leistung, zu der unser Geist fähig ist. Künstliche Intelligenz dagegen stammt zwar von der Intelligenz des Menschen ab, ist aber „dumm wie Knäckebrot" (Alexander Filipović ). Und doch fasziniert mich diese Technologie, weil sie so scheinbar intelligent daherkommt und meinen Alltag erleichtert. Weder will ich die App missen, die mich zu Fuß durch Lissabon ebenso gut führt wie mit dem Auto nach Köln. Noch würde ich freiwillig auf eine generative KI verzichten wollen, die mir Zusammenfassungen oder Übersetzungen schreibt. Und das Potential dieser Technologie ist riesengroß. Die damit verbundenen Risiken gleichermaßen.
Manche wollen das Schreckgespenst KI weghoffen, andere hoffen auf den Segen dieser Technologie. Zwischen Apokalypse und Euphorie stehe ich als Pragmatiker. Ich suche nach dem Nutzen der KI im Alltag. Neben administrativen Aufgaben, die die KI gut erledigen kann, sehe ich die Möglichkeiten für (mehr) selbstbestimmte Teilhabe. Die sprechende Kamera, die die optische Wahrnehmung von Menschen unterstützt, indem sie Situationen und Mimik per Sprachausgabe beschreibt, steht schon zur Verfügung. Generative Sprachmodelle, die in Leichte Sprache übersetzen und so Zugang zu Bildung für Menschen mit Lernschwierigkeiten schaffen, sind da.
Eine Sozialwirtschaft, die für Teilhabe steht, ist fachlich und ethisch aufgefordert, KI zu erproben. Noch fehlt es vielfach an Mut, finanziellen Ressourcen und fachlicher Reflexion. Gleichzeitig sollte ein KI-freundlicher Pragmatismus in der Sozialwirtschaft immer wertegeleitet sein: Die KI muss dem Menschen dienen. Und das ist eine Aufgabe des Menschen. Zum Glück haben wir unsere Intelligenz trotz der Erschaffung von KI behalten.
Ich wünsche Ihnen eine anregende Auseinandersetzung mit der künstlichen Intelligenz in dieser Ausgabe der ORIENTIERUNG und freue mich auf Ihr Feedback.
Ihr Christian Geyer
Redaktionsleiter