Heft 1/2019: Ethik - Nachdenken über Wertmaßstäbe
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
Anfang Dezember 2018, als diese Zeilen entstehen, finden sich in den Medien beunruhigende Nachrichten: Ein Forscher aus China behauptet, mit Hilfe des biologischen Werkzeuges CRISPR-Cas9 die Embryonen zweier Babys genetisch manipuliert zu haben. Lulu und Nana sollen die beiden Kinder heißen und gegen das HI-Virus gewappnet sein. CRISPR-Cas9 ist eine relativ neue, hoch effiziente, präzise und kostengünstige biochemische Methode. DNA kann mit der Methode geschnitten und verändert werden. Bei diesem „Genome Editing" können Gene eingefügt, verändert oder entfernt werden.
Wenn die Berichte des Forschers stimmen, ist der Aufschrei, der durch Wissenschaft und Gesellschaft geht, nachvollziehbar, denn dann hat der chinesische Forscher in menschliche Gene eingegriffen, hat Versuche an Menschen vorgenommen, dessen langfristige Auswirkungen nicht abschätzbar sind. Gen-Ethik?!
Und schon sind wir mitten drin. In der Ethik geht es um gut oder böse, es geht um Moral, es geht um die Frage, was unser Handeln leitet. Dürfen wir alles, was wir können? Was ist unser ethisches Fundament? Was hält uns zusammen? Ein großes, ein umfassendes und weitreichendes Thema! Zu groß für eine Orientierungsausgabe?
Ethik hat mit Wertmaßstäben zu tun:
- am Anfang des Lebens,
- bei der Umsetzung von Rechten,
- in der Reflexion des Alltagshandelns,
- bei der Entwicklung einer beruflichen Identität,
- in der Ökonomie,
- beim sprachlichen Umgang miteinander,
- am Lebensende.
Das Heft möchte Sie ermuntern, über Wertmaßstäbe nachzudenken. Sie finden Anregungen, Bestätigendes oder auch Widerspruch Auslösendes.
Lesen Sie, loten Sie aus und melden Sie sich gerne zu Wort. Schreiben Sie uns, wo Ihnen die Orientierung durch Nachdenken über Wertmaßstäbe zu mehr Ethik verhilft.
Wir freuen uns auf Ihre Auseinandersetzung!
Martin Herrlich
Editorial und Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei, 62 kb)
Autoren dieser Ausgabe
Chilla, Martin, Fotograf, Obersontheim
Danyljuk, Julia, Heilerziehungspflegerin, arbeitet in der Gartenstraße, Samariterstiftung Behindertenhilfe Ostalb, Aalen
Gänßmantel, Michael, Teilnehmer im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
Graumann, Prof. Dr. Dr. Sigrid, Philosophin, Rektorin an der Evangelischen Hochschule Rheinland-Westfalen-Lippe in Bochum, www.evh-bochum.de
Grüber, Dr. Katrin, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, IMEW, Berlin, www.imew.de
Herrlich, Martin, Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege Schwäbisch Hall, www.hepschule-sha.de, Redaktion Orientierung, www.beborientierung.de
Kabelitz, Hartmut, Teilnehmer im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
Kaltarar, Hannah, Diakonie Stetten, Kernen im Remstal
Katzenmayer, Thomas, Vorstandsvorsitzender der Evangelischen Bank
Klys, Christian, Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege Schwäbisch Hall, Ausbildungsgang Heilerziehungsassistenz, www.hepschule-sha.de
Krahnke, Thilo, Teilnehmer im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
Küssner, Ralf, Leitung Stabsstelle QM/Fort- und Weiterbildung –Stiftung Eben-Ezer, Lemgo, www.eben-ezer.de
Lihl, Thorsten, Teilnehmer im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
May, Michael, Stiftung kreuznacher Diakonie, Bioethikbeauftragter im BeB
Mletzko, Uwe, Pastor, Vorsitzender des Bundesverbandes evangelische Behindertenhilfe e. V. (BeB), Berlin, Theologischer Geschäftsführer der DIAKOVERE gGmbH, Hannover
Nass, Prof. Dr. Dr. Elmar, Professur Wirtschafts- und Sozialethik, Wilhelm Löhe Hochschule, Fürth, www.wlh-Fuerth.de
Neff, Anna, Teilnehmerin im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
Pflantzer, Helmuth, Teilnehmer im Projekt „Inklusive Bildung Baden-Württemberg", zurzeit in der 3-jährigen Qualifizierung zur Bildungsfachkraft, bw.inklusive-bildung.org
Romotzki, Ulrich, Lange Mitarbeit in verschiedenen Funktionen im Martinshof Rothenburg Diakoniewerk. Seit 2017 im Ruhestand.
Schäper, Prof. Dr. Sabine, Professorin für das Lehrgebiet Heilpädagogische Methodik und Intervention, ist Diplom-Theologin und Sozialpädagogin. Sie hat viele Jahre in der Praxis der Behindertenhilfe gearbeitet, u. a. im Bereich Wohnen und in der spitzenverbandlichen Vertretung von Einrichtungen und Diensten der Behindertenhilfe. Neben der Lehre in den Studiengängen Heilpädagogik, Soziale Arbeit und Sozialmanagement forscht sie zu Fragen des Älterwerdens von Menschen mit Behinderungen und zur Begleitung am Lebensende. Katholische Hochschule NRW, www.katho-nrw.de, Dülmen
Stanze, Dr. rer. biol. hum. Henrikje, Gesundheits- und Krankenpflegerin, Diplom Berufspädagogin Fachrichtung Pflegewissenschaft; 1. Staatsexamen Lehramt für Pflegewissenschaft, Deutsch und Erziehungswissenschaft, aktuell wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Klinik für Palliativmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Georg August Universität, seit 2015 Implementierung von BVP
Trobisch, Achim, Bereichsleiter Wohnen, Martinshof Rothenburg Diakoniewerk, www.martinshof-diakoniewerk.de
Vogel, Torsten, Agenturleiter Bruderhilfe Sachversicherung, evangelischer Schlesier, Diakon, mehrfacher und treusorgender Familienvater, Tischler, Restaurator, Prädikant, Posaunist und Freund des Humors
Wößner, Frank, Pfarrer, Vorstandsvorsitzender Samariterstiftung, Nürtingen, www.samariterstiftung.de
Zimmermann, Andrea, Fachbereichsleitung Haus Oberlin & Fachpflegeeinrichtung Haus Arche, Palliative Care, DIAKONIE HIMMELSTHÜR, Hildesheim, www.diakoniehimmelsthuer.de
Autorenverzeichnis und Impressum (PDF-Datei, 72 kb)
Leseproben
Handwerkszeug Ethik
Alltagshandeln reflektieren
Dr. Katrin Grüber, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft, IMEW, Berlin
Im Rahmen von Fortbildungen für Nachwuchskräfte in der Eingliederungshilfe werden Alltagshandlungen gemeinsam reflektiert. Deutlich wird, dass bei diesen oft ethisch relevante Themen und Fragestellungen berührt werden. Antworten zu den Fragestellungen werden dabei auf der Grundlage ethischer Konzepte getroffen. Diese Konzepte sind den Nachwuchskräften aber nicht unbedingt präsent. Ausgehend von dieser Fortbildungserfahrung macht Dr. Katrin Grüber vom Institut Mensch, Ethik, Wissenschaft (IMEW) deutlich, wie wichtig es für Leitungskräfte und für die gesamte Organisation ist, Ethik bewusst im Alltag zu integrieren und als Handwerkszeug zu nutzen.
Handwerkszeug Ethik
(PDF-Datei, 285 kb)
Pränataldiagnostik - Chance? Bedrohung?
Michael May, Kreuznacher Diakonie, Bioethik-Beauftragter des BeB
96 bis 98 % aller Kinder werden gesund geboren. Trotzdem wollen die meisten Schwangeren wissen, wie hoch das Risiko für welche Erkrankung ist, was man mit dem Ersttrimester-Screening, dem normalem Ultraschall und den Bluttests feststellen kann und was eine Risikoberechnung aussagt. PND als Chance? Oder Bedrohung?