Heft 4/2012: UniversalDesign - EINE Umgebung - für ALLE!
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
das muss jetzt etwa ein Jahr her sein: Redaktionskreismitglied Dr. Esther Bollag wirft als Thema für eine der nächsten Orientierungen den Begriff »Universal Design« in die Runde. Das sei eine Weiterentwicklung der Idee von Barrierefreiheit. Es gehe nicht darum Barrieren nachträglich abzubauen, sondern die Welt gleich so zu gestalten, dass ALLE an ihr teilhaben können. Und das habe ja wohl viel mit der Idee von Inklusion zu tun.
Wir waren überzeugt.
Ein halbes Jahr später ging es daran aus der Idee ein Heft zu konzipieren. Dr. Esther Bollag war leider verhindert, der zum Redaktionskreis extra eingeladene Experte, Prof. Dr. Jürgen Held von der Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd leider kurzfristig erkrankt.
Da saßen wir erst etwas ratlos. Einige im Redaktionskreis versuchten sich in der Sitzung übers Internet schlau zu machen, was das denn eigentlich ist, dieses Universal Design. Wieder so ein Anglizismus…!
Vielleicht geht es Ihnen ähnlich?
»Universal Design ist die Gestaltung und Entwicklung von Produkten und Umgebungen, die für alle Menschen nutzbar sind – soweit irgend möglich – ohne erforderliche Anpassungen oder spezialisierte Auslegungen. Es gibt zahlreiche Unterschiede in den heutigen Lebenswelten von Jungen und Alten, von Gesunden und Kranken, von Menschen mit und ohne Handicap. Ein Thema ist Grundlage für Gemeinsamkeiten: gut gestaltete Produkte, richtig geplante Architektur und bedarfsgerechte Dienstleistungen.«
So sagt es die Universal Design Expertenkonferenz, die im November 2009 in der Bauhaus Universität Weimar tagte in der Präambel der dort verfassten Weimarer Erklärung.
Licht in das Dunkel der Vielzahl von Begrifflichkeiten bringt Prof. Dr. Jürgen Held mit seinem Artikel »Breit nutzbar, flexibel und einfach« (Seite 4). Es geht also um Vielfalt, um Unterschiedlichkeit und die Idee Produkte, Dienstleistungen und Umgebungen so zu gestalten, dass es EINE Umgebung – für ALLE geben kann.
Dass dies eine Herausforderung ist wird deutlich, wenn Sie die exemplarischen Wünsche an eine universal designte Welt lesen, die sich als Statements von Menschen durch dieses Heft ziehen. Menschen, die jeweils irgendetwas Besonderes mitbringen (Seite 3, 6, 10, 13, 14, 19, 20, 23, 25, 28, 30). Erkennbar wird auch: Von der Verbesserung für den Einzelnen, können oft alle profitieren.
Universal Design ist dabei nicht nur ein Thema für Designer. Universal Design lenkt den Blick auf das Thema Vielfalt, eine Herausforderung, der wir uns nicht nur in der Behindertenhilfe stellen und weiter stellen müssen, wie es Niehoff (Seite 18) deutlich macht.
»Für die meisten von uns ist Design unsichtbar. Bis es versagt.« behauptet Bruce Mau, ein kanadischer Designer und Grafiker.
Mit anderen Worten: je unsichtbarer Design für uns alle ist, desto besser hat es geklappt: EINE Umgebung – für ALLE!
Viel Spaß mit dem spannenden Thema Universal Design!
Bettina Maria Herr
Martin Herrlich
Editorial und Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei, 100 kb)
Autoren dieser Ausgabe
Bollag, Dr. Esther, Pastorin, tätig in der Stabstelle diakonische Profilentwicklung, Evangelische Stiftung Alsterdorf, Hamburg
Eiswirth, Mirjam, Sprecherin des Jugendausschusses der Deutschen Zöliakie-Gesellschaft e.V., Stuttgart; www.dzg-online.de
Frank, Dr. Jürgen, Theologe, tätig als Bildungsmanager und Politikberater, Mitglied des Expertenkreises der UNESCO »Inklusive Bildung«, Berater der Berliner Bundesakademie für Kirche und Diakonie, DFC Dr. Frank Consulting, Hildesheim
Grüber, Dr. Katrin, Institut Mensch, Ethik und Wissenschaft gGmbH, Berlin
Hamberger, Ferdinand, tätig in der WfbM des HPCA-Augustinum in Oberschleißheim, Vierkirchen
Hamberger, Wolfgang, seit Okt. 2011 im Ruhestand, vorher Sonderschulrektor des Förderzentrum »Otto-Steiner-Schule« im HPC-Augustinum und von 2006 bis 2011 für die Regierung von Oberbayern als Regierungsschuldirektor zuständiger Referent für die Förderzentren »geistige Entwicklung« innerhalb Oberbayerns. Seit 2009 ehrenamtlich in der WfbM des HPC-Augustinum als Elternbeirat aktiv, gewähltes Mitglied der Angehörigenvertretung (BAB) des BeB (Schriftführer), Mitarbeit im Redaktionskreis Orientierung und im Schulprojekt des BeB im Beirat, Vierkirchen
Held, Prof. Dr. Jürgen, Dipl. Ing., Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, www.hfg-gmuend.de
Herrlich, Martin, Evangelische Fachschule für Heilerziehungspflege, Schwäbisch Hall, www.hepschule-sha.de
Jocham, Ulrike, Dipl.-Ing. in Architektur, Heilerziehungspflegerin, Weiterbildung in Soziale Arbeit mit Schwerpunkt Sozialraumentwicklung und -organisation, Expertin für barrierefreies Bauen und intelligente Wohnprojekte sowie Inhaberin des Beratungsunternehmens inklusiv wohnen, www.inklusiv-wohnen.de, Stuttgart
Kluge, Ricarda, Übersetzerin für Leichte Sprache und Unterstützerin, Darmstadt
Knigge, Mathias, Dipl.-Ing / Dipl.-Des., tätig als Berater. Grauwert – Büro für demografiefeste Produkte und Dienstleistungen, Hamburg, www.grauwert.info
Krahe, Susanne, Studium der Evangelischen Theologie, bis 1989 in der Wissenschaft tätig. 1989 als Folge ihrer Jugenddiabetes erblindet. Lebt seither als freie Autorin in Unna und schreibt Romane, Kurzgeschichten, Hörspiele und anderes. Kürzlich erschien ihre Autobiografie unter dem Titel »Der Geschmack von Blau – Was ich weiß, seit ich nichts mehr sehe« im Neukirchener Aussaat Verlag.
Kühnel, Anita, Expertin in eigener Sache und Prüferin für Leichte Sprache bei Mensch zuerst – Netzwerk People First Deutschland e.V. in Kassel
Langer, Rainer, Leitung Mechanische Werkstatt, Herzogsägmühle Innere Mission München – Diakonie in München und Oberbayern e.V.
www.herzogsaegmuehle.de
Niehoff, Ulrich, Diplom-Pädagoge, Referent Wohnen und Leben in der Gemeinde, Bundesvereinigung Lebenshilfe, Berlin, www.lebenshilfe.de
Popp, Sabine, hauptamtlich Mitarbeiterin im Heidelberger Selbsthilfebüro; ehrenamtlich im Vorstand des BundesselbsthilfeVerbandes Kleinwüchsiger
Menschen e.V., Leimen. www.kleinwuchs.de
Rensinghoff, Dr. Carsten, lebt in Witten. Hat als Folge einer schweren Hirnverletzung seit dem 12. Lebensjahr eine spastische Halbseitenlähmung.
Saavedra Garfias, Karmen, Literatur- und Theaterwissenschaftlerin, Doktorandin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Geboren in Bolivien,
lebt seit 5 Jahren in Deutschland, verheiratet mit einem Deutschen, zwei bolivianisch-deutsche Töchter.
Schulz, Gwen, Ist psychoseerfahren und arbeitet als Co-Trainerin in Hamburg bei EX IN in Hamburg und bei dem Verein »Irre Menschlich Hamburg e.V.«. EX IN steht für Experienced Involvement und bedeutet: Einbeziehung von Psychiatrie-Erfahrenen. Weitere Infos unter www.ex-in-hamburg.de und www.irremenschlich.de
Stave, Gabriele, von Beruf Diplom-Journalistin und Autorin, nunmehr im Ruhestand, Strausberg
Stupka, Thomas, tätig in der Stadtverwaltung Leutkirch im Allgäu in der Geschäftsstelle Gemeinderat, Wirtschaftsförderung, Presse. www.leutkirch.de
Weidlich, Irmgard, lebt im Alter von 86 Jahren in Bad Salzuflen.
Autorenverzeichnis und Impressum (PDF-Datei, 96 kb)
Leseproben
Breit nutzbar, flexibel und einfach
Zur Grundidee des Universal Design
Prof. Dr. Jürgen Held, Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd
Barrierefreiheit, Universal Design, Design für alle, Inklusives Design – für Nicht-Experten entsteht die Frage des »what is what?« Allen Ideen gemeinsam ist die Beobachtung, dass eine von Menschen erlebte Einschränkung durch Behinderung, durch Krankheit, durch biologische Prozesse etc. auch durch die Gestaltung von Produkten und Umgebung entsteht. Gemeinsames Ziel aller Konzepte rund ums Universal Design ist es – auch unter der Idee der Wirtschaftlichkeit – Konsumgüter zu schaffen, die für alle nutzbar sind. Ausgehend von einer ersten Definition aus den 80er Jahren nähert sich Prof. Dr. Jürgen Held, Hochschule für Gestaltung Schwäbisch Gmünd, dem Begriff Universal Design und der Abgrenzung zu seinen begrifflichen Brüdern und Schwestern. Bei aller Schwierigkeit der Abgrenzung stellt er fest, dass alle Konzepte auf besser gestaltete Lösungen abzielen und dadurch Vorteile für alle Menschen bringen.
Breit nutzbar, flexibel und einfach
(PDF-Datei, 277 kb)
Leichte Sprache
Barriere-Freiheit für Menschen mit Lernschwierigkeiten
Ricarda Kluge, Darmstadt, Anita Kühnel, Kassel