Heft 3/2011: kennen - erkennen - anerkennen
Editorial
Liebe Leserin, lieber Leser,
manchmal wäre es so leicht: Einfach mal meinem Kollegen zu sagen, was ich an ihm schätze, was ich gut an ihm finde. Kein Problem, danach wieder in die fachliche Auseinandersetzung zu gehen.
Wie wohltuend kann das sein, wenn ich nicht institutionalisiert aber von Herzen spüre: Man kennt mich, man erkennt den Wert der Sache und ich werde anerkannt.
»Anerkennung ist die positive Bewertung der eigenen Handlung durch andere,« so formuliert Petra Thomas in »Moderne Arbeit findet woanders statt« (Seite 25).
Aber wir kennen auch das: Viele Jahren setzen wir uns für eine Sache ein. Geben Energie, manchmal sogar Herzblut in ein Projekt, sind überzeugt von der Idee und von unserem eigenen Tun. Und dann kommen andere und stellen fest, dass das, was für uns gut war, »Gestern« ist. Dass heute etwas anderes zählt. Ohne es gesagt zu bekommen, spüren wir mit einem Stich im Herzen: Es ist vorbei. Das gut Gemeinte war für andere nicht gut genug. Anerkennung ade.
Ina Ströbele berichtet im Artikel »Wertgeschätzt oder nicht« (Seite 36) von ihrem lebenslangen Einsatz für ihren behinderten Bruder. Sie stellt als BeB-Vertreterin von Angehörigen fest: »Wertschätzung ist das Ergebnis dessen, was wir bereit sind, einzubringen.«
Und manchmal ist es soweit: Man verabschiedet sich von einem Kollegen, mit dem man lange Zeit und vor allem gerne zusammengearbeitet hat. Situationen fallen einem ein, die die gemeinsame Zeit prägten. Momente, in denen man stolz war, zusammen etwas zu tun, etwas voranzubringen, sich selbst und sich gegenseitig zu begeistern. Gerne möchte man zum Abschied sagen, was einem gefiel, was man geschätzt hat, was einem gut getan hat im Kontakt, im Beisammensein, in der Begegnung. Und dann? »Wir sollten einen Toast auf ihn ausbringen!« ich hab's: »Wir haben dich gemocht!«
Lassen Sie sich inspirieren, lernen Sie, sich und andere anzuerkennen.
Es grüßen
Friedrich Fabriz
Martin Herrlich
Editorial und Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei, 220 kb)
Autoren dieser Ausgabe
Autorenverzeichnis und Impressum (PDF-Datei, 284 kb)
Leseproben
Sie loben mich auch schon mal
Margarete Katzenstein, Offene Hilfen, Diakonie Kork
Aus Interviews mit BewohnerInnen der Diakonie Kork und Heimbeiräten aus Baden
Sie loben mich auch schon mal
(PDF-Datei, 189 kb)
Moderne Arbeit findet woanders statt
Petra Thomas, von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Bielefeld
Es gibt sie noch, die klassischen stationären Einrichtungen der Behindertenhilfe. Sie stehen meist nicht im Mittelpunkt der Diskussionen über die fachliche Weiterentwicklung. Auf sie ist das Augenmerk in der Regel bei Fragen der Schließung und Abwicklung, des »immer-noch- Bestehens«, des Umgangs mit einem »Rest« gerichtet. Petra Thomas betrachtet Auswirkungen auf das Sefbstverständnis der Mitarbeitenden und auf die dabei erlebte (Nicht-)Anerkennung.