Heft 3/2010: Kochen - Essen - Genießen
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
Essen ist eine zentrale Lebensgrundlage! Essen hat aber darüber hinaus viel mit Lebensqualität zu tun, ist weit mehr als reines Satt-Werden! Essen bedeutet Genuss, Lust und Lebensgestaltung.
Beim Essen können sich aber auch die Themen Abhängigkeit/Bevormundung oder Mitwirkung/Selbstständigkeit eigen. Lassen sich andragogisch-pädagogische Konzepte auch am Essen erkennen?
Lästig: Viele Regelungen gibt es rund ums Essen. Wie sieht es mit der Hygiene bei der Zubereitung von ahlzeiten aus? Ist dies nur »sauber« in der hoch spezialisierten (Groß-)Küche möglich? Was ist mit Essen-Aufwärmen am Herd der Wohngruppe am Abend?
Essen - Genuss, Lust und Lebensgestaltung.
Aber wussten Sie,
- dass in den letzten Jahren die Zahl der hungernden Menschen weltweit deutlich gestiegen ist? Laut offiziellen Angaben sind es inzwischen über eine Milliarde (1.000.000.000) Menschen. Das ist etwa jeder siebte Mensch auf der Welt.
- dass jährlich fast 9 Millionen Menschen an Hunger sterben? Umgerechnet heißt dies, alle drei Sekunden stirbt ein Mensch, weil er nicht ausreichend zu Essen hat.
- dass dies überwiegend Kinder sind?
- dass sich »Chronischer Hunger« zum größten Teil in armen Ländern dieser Welt findet, dass Hunger und Armut zwei Seiten einer Medaille sind?
Essen? Eine Luxus-Fragestellung hier, während andernorts - wenn es gut geht - die Reste aus dem Mülleimer gefischt werden.
Fröhlich vom Fleisch zu essen, das saftige Lendenstück
Und mit dem Roggenbrot, dem ausgebackenen, duftenden
Den Käse vom großen Laib und aus dem Krug
Das kalte Bier zu trinken, das wird
Niedrig gescholten, aber ich meine, in die Grube gelegt werden
Ohne einen Mundvoll guten Fleisches genossen zu haben
Ist unmenschlich, und das sage ich, der ich
Ein schlechter Esser bin.
BERTOLT BRECHT
Tauchen Sie mit uns ein in eine Reise rund ums Essen. Lesen Sie über Großküchen, über Wünsche, über Essenszubereitung in verschiedenen Küchen, über die Produktion von Lebensmitteln. Finden Sie Anregungen zur Visualisierung von Speiseplänen, lesen Sie, was erfahrene Köche zum Thema zu sagen haben.
Und: Lernen Sie auch die Mitglieder der Orientierungs-Redaktion durch ihre Lieblingsrezepte kennen. Deren Rezepte ziehen sich wie ein roter Faden durch dieses Heft.
Viel Spaß (und Genuss) mit der Orientierung wünschen
Friedrich Fabriz
Martin Herrlich
Editorial und Inhaltsverzeichnis (PDF-Datei, 173 kb)
Autoren dieser Ausgabe
Biedermann, Markus, Ausbildung als Koch, seit 1979 Küchenchef in verschiedenen Altersheimen, 1992 Gründung des Forum 99 - Partner für Esskultur im Alter, konzeptioneller Entwickler der Zusatzausbildung Heimkoch, www.esskultur.ch
Busse, Tanja Dr., studierte Journalistik und Philosophie. Mehrere Buchtitel, Moderation der Sendung Neugier genügt auf WDR 5, schreibt für DIE ZEIT und das Greenpeace Magazin.
Ewersmeyer, Marielies, in den Remstal-Werkstätten der Diakonie Stetten e.V. zuständig für das Thema Unterstützte Kommunikation, Diplom Oecotrophologin, www.remstal-werkstaetten.de
Grießmann, Dr. Gundula, Diakonisches Werk der EKD e.V., Berlin
Hagen, Dietmar, Gourmetkoch und Ernährungsberater. Tätig als Geschäftsführer bei Essenszeit - Agentur für gesundes Leben. Hannover. www.essenszeit.com
Jahns, Timm, Heilerziehungspfleger, tätig im ambulant begleiteten Wohnen im Sonnenhof, Schwäbisch Hall
Kassebaum, Heike, Pastorin, tätig in der Kinderkrankenhausseelsorge und Hospizarbeit, Evangelisches Krankenhaus Bielefeld, Hospiz e.V., von Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Bielefeld
Katzenstein, Meggy, Offene Hilfen, Diakonie Kork, Kehl-Kork
Klink, Vincent, Koch, Restaurant Wielandshöhe, Stuttgart-Degerloch
Krautwasser, Petra, Dipl. Psychologin, Psychol. Psychotherapeutin. Tätig als Stationspsychologin im Fachkrankenhaus Mariaberg, Kinder- und Jugendpsychiatrie gGmbH, Gammertingen, www.mariaberger-kliniken.de
Maurer, Hans-Christoph, Nieder-Ramstädter Diakonie
Pagel-Steidl, Jutta, Geschäftsführerin im Landesverband für Körper- und Mehrfachbehinderte Baden-Württemberg e.V., Stuttgart, www.lv-koerperbehinderte-bw.de
Pampa, Michael, Martinshof Rothenburg Diakoniewerk
Randi, Sandra, Heilerziehungspflegerin, tätig im ambulant begleiteten Wohnen im Sonnenhof, Schwäbisch Hall
Rupp, Ulrike, Diakonie Stetten e.V., Leiterin Ernährungsbetriebe, Hauswirtschaftliche Dienste, 71394 Kernen-Stetten
Thomas, Petra, Regionalleiterin, v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel, Stiftungsbereich Behindertenhilfe, Fachzentrum
Trobisch, Achim, Martinshof Rothenburg Diakoniewerk
Wrana, Margarita, Leiterin Zentralküche, Hauswirtschaftliche Dienste Diakonie Stetten e.V. , 71394 Kernen-Stetten
Autorenverzeichnis und Impressum (PDF-Datei, 124 kb)
Leseproben
Möhreneintopf oder Ernährungsmanagement
Achim Trobisch, Martinshof Rothenburg, Diakoniewerk
Stimmt ja, meint Achim Trobisch, Hygiene und verantwortlicher Umgang mit Koch- und Ernährungsvorschriften sind wichtige Elemente im Zusammenleben einer Wohngruppe. Aber man sollte verantwortlich und kreativ damit umgehen!
Möhreneintropf oder Ernährungsmanagement
(PDF-Datei, 277 kb)
...dass es in der Küche dampft und riecht!
Hans-Christoph Maurer, Nieder-Ramstädter Diakonie, Mühltal
Bisher war es immer so: Jede größere Einrichtung betreibt ihre eigene (Groß-)Küche. Gelegentlich wird rationalisiert, wird zentralisiert, werden kleine Einheiten aufgegeben. Und marode Anlagen werden renoviert. Was aber, wenn immer mehr Wohneinheiten das Stammgelände verlassen? Wenn die Liefermengen der Großküche zurückgehen? Orientierung sprach mit Hans-Christoph Maurer, Vorstand der Nieder-Ramstädter Diakonie, einer »Komplexeinrichtung« in Hessen und Rheinland-Pfalz.
...dass es in der Küche dampft und riecht!
(PDF-Datei, 169 kb)
Wer da ist, der kocht
Ernährung aus Sicht einer Männer-WG im ambulant begleiteten Wohnen
Markus Kilian, Thomas Scheible, Michele Treppicioni und Daniel Cullmann, die schon seit einigen Jahren in einer Schwäbisch Haller Wohngemeinschaft zusammenleben, ihr Essen selbst einkaufen und zusammen kochen im Interview.